Interview über meine Arbeit als Hund-Mensch-Coach
Vor kurzem wurde ich von Birgit Rusche-Hecker, Tierkommunikatorin, Traumatherapeutin, systemische Familientherapeutin und Autorin, zu einem Interview eingeladen, in dem wir darüber gesprochen, warum es so wichtig ist, die Hundesprache zu verstehen und hündische Mimik und Gestik interpretieren zu können.
Schau dir gerne das komplette Interview an (Dauer circa 45 Minuten). Du findest darin sehr viele Tipps und Tricks, die du in deinem Hundetraining direkt umsetzen kannst.
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Birgit Rusche-Hecker: Wo kommst du denn ursprünglich her, also aus welchem Themenbereich?
Müller Quine: Ich habe meine professionelle Hundekarriere als Hundeführerin in der Schweizer Armee begonnen und bin dort auch 13 Jahre geblieben, zuerst als Hundeführerin und später dann als Postenchefin. Dort habe ich natürlich ganz viel über Hunde gelernt, primär jedoch über einfache Konditionierung. Sprich, dass der Hund Betäubungsmittel sucht. Das hat aber natürlich wenig mit dem zu tun, was ich heute tue und wie ich heute mit den Hunden zusammenlebe.
R-H: Wie wird denn in der Armee mit Hunden umgegangen?
Müller Quine: Es gibt zwei Sparten von Hundeführern: Die Spürhunde und die im Schutzdienst. Im Bereich der Spürhunde, in dem ich ja gearbeitet habe, ist das schon ein Teamwork. Es ist feiner, mehr mit Liebe und der Hund hat einen anderen, höheren Stellenwert als beim Schutzdienst. Denn dort ist es sehr geradlinig und der Hund muss einfach gehorchen. In der Armee hat man allgemein wenig darüber gesprochen, dass ein Hund ja auch ein Lebewesen ist und Gefühle hat. Vielleicht ist das aber heute ja mittlerweile anders.
R-H: Wie stehst du denn grundsätzlich dazu, dass Hunde in der Armee eingesetzt werden?
Müller Quine: Da ich mittlerweile weiß, was Hunde wirklich brauchen, finde ich das nicht mehr artgerecht. Werden Hunde als Rettungshunde eingesetzt, um Menschen zu retten, ist das aus meiner Sicht eine andere Angelegenheit, wie wenn sie Sprengstoff finden oder Menschen attackieren sollen. Ich weiß mittlerweile, dass Hunde sehr energiesparende Lebewesen sind und am liebsten den ganzen Tag auf der faulen Haut liegen würden. Das ist natürlich nicht mit dem Leben in der Armee vereinbar. Dort werden sie in kleinen Zwingern gehalten und nur rausgenommen, um ihre Arbeit zu verrichten, oder müssen sogar den ganzen Tag im Auto ausharren und auf ihren Einsatz warten.
R-H: Aus welchem Grund bist du von der Armee weggegangen?
Müller Quine: Einerseits hat der ganze Aufbau der Armee nicht mehr meinen Vorstellungen entsprochen. Man kann sich dort nicht frei entfalten, sondern muss sich an seine Richtlinien halten. Andererseits war es auch so, dass meine Mutter leider sehr früh verstorben ist und ich ihren Hund dann übernehmen durfte. Zu dieser Zeit hatte ich eine Führungsposition in der Armee, in der ich eigentlich keinen Hund hätte haben dürfen. Daher habe ich früher aufgehört, als es eigentlich geplant war.
R-H. Und was machst du heute?
Müller Quine: Ich bin ganzheitlicher Mensch-Hund-Coach und lerne Menschen, ihre Hunde zu verstehen und umgekehrt. Außerdem helfe ich den Menschen dabei, in ihre wahre Größe zu kommen, so dass sie von ihrem Hund auch als Rudelführer akzeptiert werden können.
R-H: Was unterscheidet dich von Hundetrainern?
Müller Quine: Ich lebe seit mittlerweile 10 Jahren in einem Hunderudel, mit bis zu 16 nicht gerade einfachen Hunden, und habe dort sehr viel über die Kommunikation untereinander sehen und lernen dürfen. Ich weiß heute ganz genau, was bestimmtes Hundeverhalten bedeutet und was der Auslöser oder Grund für dieses Verhalten ist, und kann Menschen das dann gut erklären.
R-H: Was ist deine große Vision, wenn du mal 10 Jahre vorausschaust?
Müller Quine: Meine größte Hoffnung ist es, dass Hunde, aber natürlich auch Tiere allgemein, nicht mehr für menschliche Bedürfnisse missbraucht werden, sondern dass einfach eine ausgeglichene Harmonie zwischen Mensch und Tier besteht, in der sich beide in ihrem Wesen entwickeln dürfen und können.
R-H: Hast du denn zwei, drei Tipps, die du Menschen hier und jetzt mitgeben kannst, um schon mal an kleinen Schräubchen in ihrer Mensch-Hund-Beziehung zu drehen?
Müller Quine: Ganz wichtig: Weniger ist mehr. Hundehalter sollten mehr Ruhe reinbringen in den Umgang mit ihrem Hund. Außerdem sollten sie anfangen, zu beobachten, wie ihr Hund sich in bestimmten Situationen verhält; ob er angespannt oder entspannt ist. Und wenn er angespannt ist, einfach überlegen, ob man den Hund dann überhaupt mitnehmen muss.
Des Hundes wichtigstes Organ ist seine Nase, und es ist wissenschaftlich bewiesen, dass der Puls bei Hunden sich senkt, wenn er mit seiner Nase suchen darf. Ich selbst füttere meine Hunde nie aus dem Napf, sondern immer auf der Wiese oder im Wald. Das kann jeder mit seinem Hund einfach mal ausprobieren.
Zuletzt ist es noch extrem wichtig, dass Menschen, die mit ihrem Hund ein Problem haben, eins verstehen: Energie folgt Aufmerksamkeit. Sprich, fokussieren wir uns permanent darauf, dass wir das Problem lösen wollen, dann kann es gar nicht weggehen. Da müssen wir dann einen anderen Weg suchen. Meine Coaches schreiben beispielsweise 3 positive Dinge pro Tag über ihren Hund auf. So verlagert sich die Aufmerksamkeit weg vom Negativen, hin zum Positiven.