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Interview über mein Leben als Mensch-Hund-Coach

 

 

Anfang des Jahres hatte ich die große Ehre, zu einem Interview bei Hamburg1 eingeladen. Mit der lieben Lisa habe ich dort über Leithunde und Stress bei Hunden allgemein gesprochen.

Schau dir gerne das komplette Interview an (Dauer circa 14 Minuten). Du findest darin sehr viele Tipps und Tricks, die du in deinem Hundetraining direkt umsetzen kannst.

 

Lisa: Wann hast du deine Liebe zu Hunden entdeckt?

Müller Quine: Als ich 16 Jahre alt war, hatten wir unseren ersten eigenen Familienhund. Ich habe meine Mutter dann immer in die Hundeschule begleitet. Das fand ich so toll, dass ich dann einfach den Hund meiner Tante mitgenommen und mit ihm dort Hundesport gemacht habe. Mich fasziniert an Hunden, dass sie so unfassbar gute Freunde und immer für einen da sind.

Lisa: Du lebst bei dir zuhause mit 10 Hunden. Wie kann ich mir das vorstellen?

Müller Quine: Also auf jeden Fall sehr spannend. Meine 10 Hunde sind auf 2 Rudel aufgeteilt. Eines dieser Rudel lebt mit mir gemeinsam im Haus, das andere Rudel lebt draußen in einem riesigen extra erbauten Areal. Fast alle meiner Hunde sind Hunde, die schon mehrfach gebissen haben. Die Besitzer konnten sie einfach nicht mehr behalten, wollten sie aber auch nicht einschläfern oder ins Tierheim abschieben. So sind sie dann zu mir in die Lebzeitpension gekommen.

Lisa: Wie viel Zeit verbringst du so mit den Hunden und wie arbeitet man allgemein mit Hunden, die schon einmal gebissen haben?

Müller Quine: Auf jeden Fall sehr viel Zeit. Mit dem Rudel im Haus 24 Stunden am Tag, mit den Hunden im Außenareal natürlich etwas weniger, aber immer noch sehr, sehr viel. Das wichtigste bei meiner Arbeit ist erst einmal, die Hunde in die Entspannung zu bringen. Wenn sie zu mir kommen, sind sie sehr gestresst, haben oft mit Allergien und Durchfall zu kämpfen. Dann ist erstmal Ruhe angesagt. Was viele nicht wissen: Hunde schlafen 18 bis 20 Stunden pro Tag. Können sie dies nicht – beispielsweise weil wir als Menschen sie überall mit hin „schleppen“ – kann das sogar zu Burnout bei Hunden führen. Und genau das ist auch der Hauptgrund für beissende Hunde: Stress.

Lisa: Wie kann ich erkennen, ob ein Hund zu mir passt?

Müller Quine: Tatsächlich ist es so, dass wir durch die Hunde oft einen Spiegel bekommen, der uns etwas aufzeigen und uns weiterbringen möchte. Daher sollte man, bevor man einen Hund in die Familie holt, auf jeden Fall die eigenen Bedürfnisse und die Lebensweise berücksichtigen. Man sollte sich fragen, was für Themen aktuell bei einem selbst wichtig sind. Denn der neue Hund wird sehr sicher dabei helfen.

Lisa: Man liest aktuell ja oft, dass die Tierheime vollkommen überlastet sind. Gibt es da einen Zusammenhang zwischen den Hunden, die im Tierheim sind?

Müller Quine: Vorneweg: Ich gehöre zu den Menschen, die sich absolut sicher sind, dass Leithunde noch existieren – auch wenn die Wissenschaft etwas anderes behauptet. Denn ich sehe diesen Hundetyp ja tagtäglich in meinen Rudeln. Man kann grob sagen, dass 20% der Hunde als Leittiere auf die Welt kommen. Kommen diese dann in ein Familienumfeld, in dem aus hündischer Sicht niemand die Führung übernimmt (= die Hundesprache spricht und versteht), so MUSS der Leithund dies genetisch bedingt tun. Er entscheidet dann selbstverständlich nach hündischen Gegebenheiten; und die ein oder anderen Hunde fangen dann auch an zu beißen. Können Hundetrainer oder Hundeschulen da nicht mehr weiterhelfen, kommen die Hunde oft ins Tierheim – oder eben zu mir in die Lebzeitpension.

Lisa: Was kann ich machen, damit der Stress, den ich vielleicht empfinde, nicht auf das Tier übergeht?

Müller Quine: Die eigene Life-Work-Balance genau anschauen und mehr in sich hinein hören. Gehen wir einer Arbeit nach, nur um Geld zu verdienen, ohne, dass wir Spaß dabei haben, so merkt der Hund das. Das größte Missverständnis zwischen Mensch und Tier ist übrigens, wenn ein Hund „Freude“ zeigt. Wir Menschen interpretieren das als süß und loben den Hund dann. Für Hunde ist das aber tatsächlich ein Zeichen von Aufregung und Stress. Durch das Loben bestärken wir den Hund darin und als Folge wird er immer hibbeliger. Würden mehr Menschen die Hundesprache verstehen, käme es zu weniger Missverständnissen.

Lisa: Was sind die häufigsten Ursachen, dass Menschen zu dir kommen und z.B. deinen Online Hundesprachkurs machen?

Müller Quine: Ganz einfach: Sie wissen nicht mehr weiter. Ich arbeite hauptsächlich mit Leithunden, die übrigens auch hochsensibel sind. In gängigen Hundetrainerausbildungen wird das Thema Leithund aber gar nicht mehr behandelt. Als Folge davon können Hundetrainer in solchen Situation natürlich auch gar nicht helfen. Hochsensible Hunde erkennt man daran, dass sie extrem viele Unsicherheiten zeigen und stark auf unvorhergesehene Sachen reagieren. Je stärker der Hund reagiert, desto sensibler ist er. Hat man so einen Hund, ist es quasi ein Muss, die Hundesprache zu erlernen. Genau aus diesem Problembewusstsein heraus habe ich meinen Onlinekurs entwickelt.