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Warum Straßenhunde so gut folgen – und was wir daraus lernen können

von | Sep 25, 2024 | Hundehaltung | 0 Kommentare

Hast du dich jemals gefragt, wie es Straßenbewohner schaffen, dass ihre Hunde ihnen überallhin folgen, ohne dass sie ständig nach ihnen rufen müssen? Hunde von Menschen, die auf der Straße leben, scheinen oft wie selbstverständlich immer in der Nähe ihres Besitzers zu sein. Aber woran liegt das? Warum bleiben diese Hunde so nah bei ihren Menschen, ohne dass ständig Kommandos erteilt werden?

Das Geheimnis: Hunde orientieren sich an den Älteren

Der Hauptgrund liegt in der natürlichen Rangordnung, die Hunde instinktiv befolgen. In der Natur orientieren sich Jungtiere an den älteren Tieren, um zu überleben. Sie suchen Schutz und lernen durch Beobachtung und Nachahmung, wie sie sich in ihrer Umgebung verhalten sollen. Dieses Verhalten lässt sich auch bei Hunden beobachten, die wenig direkte Kontrolle durch ihre Besitzer erfahren. Straßenhunde folgen ihren Besitzern nicht, weil sie ständig Kommandos erhalten, sondern weil sie gelernt haben, sich an ihnen zu orientieren.

Menschen, die auf der Straße leben, haben oft ganz andere Prioritäten und sind viel mit sich selbst beschäftigt. Sie haben oft nicht die Möglichkeit, ihre Hunde ständig zu überwachen oder zu erziehen. Doch genau das schafft eine ganz besondere Dynamik: Die Hunde lernen, eigenständig zu sein, bleiben aber trotzdem in der Nähe, weil sie Sicherheit und Orientierung bei ihrem Menschen suchen.

Die Rolle des Menschen in der Rangordnung

In der menschlichen Welt kümmern wir uns intensiv um unsere Kinder – und das ist auch richtig so. Wir beschützen und umsorgen sie, bis sie erwachsen genug sind, um auf eigenen Beinen zu stehen. Doch genau dieses Verhalten übertragen viele Menschen auch auf ihre Hunde. Sie tun alles dafür, dass es ihrem Hund gut geht, kontrollieren ihn ständig und sind immer darauf bedacht, dass der Hund in ihrer Nähe bleibt.

In der Natur funktioniert das allerdings anders: Jungtiere müssen sich an die älteren Tiere anpassen, um zu lernen und zu überleben. Die älteren Tiere „beschützen“ nur solange, wie es notwendig ist. Sobald das Jungtier eigenständig ist, wird es nicht mehr umsorgt, sondern ist auf sich gestellt.

Die umgekehrte Rangordnung

Wenn wir uns als Mensch zu sehr auf das Wohl unseres Hundes konzentrieren und ihn überbehüten, schlüpfen wir – unbewusst – in eine Rolle, die in der Natur dem Jungtier vorbehalten ist. Wir handeln dann nicht wie die ranghöheren Tiere, sondern verhalten uns eher wie ein Jungtier, das sich um Anerkennung und Schutz bemüht. In der Natur zeigt ein Jungtier durch Unterwerfung und Nähe, dass es Schutz sucht. Indem wir unseren Hund ständig beobachten und auf ihn achten, zeigen wir unbewusst ein ähnliches Verhalten – und stellen uns somit in der Rangordnung unter den Hund.

Das Ergebnis: Unser Hund nimmt uns weniger als Führungspersönlichkeit wahr und entwickelt möglicherweise Unsicherheiten oder Verhaltensprobleme. Denn er spürt, dass der Mensch nicht die natürliche Rolle eines ranghöheren Tieres einnimmt.

Vertrauen statt Kontrolle – Die Lektion der Straßenhunde

Straßenhunde lernen, auf ihren Besitzer zu vertrauen, weil dieser ihnen Raum zur Eigenständigkeit lässt. Die Hunde wissen, dass sie auf sich selbst gestellt sind, und bleiben dennoch in der Nähe ihres Menschen, weil sie in ihm Orientierung und Sicherheit finden.

Diesen Ansatz können wir uns zu Herzen nehmen: Indem wir unseren Hunden mehr Freiheit geben und ihnen Raum zur eigenen Entfaltung lassen, fördern wir ihr Vertrauen in uns als „Rudelführer“. Das bedeutet nicht, dass wir unsere Hunde vernachlässigen sollten. Es geht vielmehr darum, ihnen genug Vertrauen zu schenken, damit sie selbstständige Entscheidungen treffen können.

Artgerechte Hundehaltung: Weniger Kontrolle, mehr Vertrauen

Es mag widersprüchlich klingen, aber je weniger wir unsere Hunde kontrollieren, desto mehr werden sie uns vertrauen und in unserer Nähe bleiben. Das bedeutet nicht, dass wir unsere Hunde unbeaufsichtigt durch die Straßen laufen lassen sollten, sondern dass wir lernen, ihnen in Alltagssituationen mehr Freiraum zu geben.

Hier einige Tipps, wie du das Vertrauen deines Hundes stärkst:

  • Freiraum geben: Lasse deinen Hund in sicherer Umgebung seine Umgebung erkunden, ohne ihn ständig zu rufen oder zu kontrollieren.
  • Selbstständigkeit fördern: Erlaube deinem Hund, eigene Entscheidungen zu treffen, anstatt ihm alles vorzuschreiben.
  • Klare Strukturen bieten: Gib deinem Hund Sicherheit durch klare Regeln, ohne ihn zu überbehüten.
  • Rangordnung respektieren: Nimm deine Rolle als ranghöheres „Tier“ ein, indem du deinem Hund Führung gibst, ohne dabei übermäßig fürsorglich zu sein.

Wahre Liebe beginnt dort, wo der Egoismus aufhört

Echte Tierliebe bedeutet, dem Hund das zu geben, was er wirklich braucht – und das ist nicht ständige Aufmerksamkeit oder Kontrolle, sondern Vertrauen und Raum zur Eigenständigkeit. Oft handeln wir aus unseren eigenen Bedürfnissen heraus, weil wir das Gefühl haben, immer für unseren Hund da sein zu müssen. Doch wahre Liebe zeigt sich darin, dass wir unseren Hund als eigenständiges Wesen respektieren und ihm zutrauen, eigene Wege zu gehen.

Ein Zitat, das ich immer wieder gerne verwende, lautet: „Wahre Tierliebe beginnt dort, wo der Egoismus aufhört.“ Indem wir unsere eigenen Bedürfnisse zurückstellen und uns auf die natürlichen Instinkte unserer Hunde einlassen, schaffen wir eine harmonische Beziehung, in der der Hund uns freiwillig folgt – genau wie die Hunde der Menschen auf der Straße.

Fazit: Dein Hund wird dir folgen, wenn du ihm vertraust

Letztlich liegt der Schlüssel zu einer starken Bindung zwischen Mensch und Hund darin, dass wir unseren Hunden vertrauen und ihnen Raum zur Eigenständigkeit geben. Je mehr wir uns auf natürliche Weise verhalten und weniger kontrollieren, desto eher wird unser Hund uns freiwillig folgen.

Lass deinen Hund also ein bisschen mehr „unbeaufsichtigt“ – nicht im Sinne von Vernachlässigung, sondern als Ausdruck deines Vertrauens in seine Fähigkeit, sich selbst zu orientieren. So wird er lernen, dir noch mehr zu vertrauen und dir zu folgen, ohne dass du es ständig einfordern musst.

Denn am Ende geht es nicht darum, den Hund den ganzen Tag zu „verhätscheln“, sondern ihm zu zeigen, dass er in deiner Nähe sicher ist – und das gelingt am besten durch weniger Kontrolle und mehr Vertrauen.

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