Hund will nicht mit Partner Gassi gehen – warum das passiert und was du tun kannst

von | Okt. 31, 2025 | Hundehaltung, Problemverhalten | 0 Kommentare

Vielleicht kennst du das auch:
Dein Partner steht an der Tür, Leine in der Hand, ruft freundlich: „Komm, wir gehen Gassi!“
Und dein Hund? Der bleibt sitzen, schaut dich an und bewegt sich keinen Zentimeter.

Kaum nimmst du selbst die Leine in die Hand, steht er schwanzwedelnd auf und ist sofort bereit.

Ich bekomme diese Frage wirklich oft gestellt:

„Warum will mein Hund nicht mit meinem Mann oder meiner Frau spazieren gehen?“
„Warum läuft er nur mit mir, aber nicht mit anderen?“

Wenn du das kennst, dann kann ich dir schon sagen: Das hat nichts mit Sturheit zu tun. Und es ist auch kein Zeichen dafür, dass dein Hund deinen Partner nicht mag. Es steckt etwas Tieferes dahinter – und es hat mit Verantwortung, Vertrauen und Führung zu tun.

Warum dein Hund nicht mit anderen spazieren gehen möchte

Hunde sind hochsensible Lebewesen. Sie nehmen feinste Stimmungen wahr, reagieren auf Energie, Körpersprache, Atmung, Tonfall – und sie orientieren sich immer an dem, der für sie am klarsten und ruhigsten wirkt.

Wenn ein Hund nicht mit deinem Partner oder jemand anderem spazieren gehen möchte, dann liegt das meistens an einem von drei Gründen.

Dein Hund fühlt sich für dich verantwortlich

Das ist der häufigste Grund, den ich in meiner täglichen Arbeit sehe.
Viele Hunde übernehmen unbewusst eine Art „Aufpasserrolle“.

Das passiert, wenn wir – meist ohne es zu merken – die Führung an den Hund abgeben.
Zum Beispiel, wenn wir ständig auf seine Reaktionen warten:
„Willst du raus?“
„Na, kommst du mit?“
Oder wenn wir ihn trösten, beruhigen und beschwichtigen, wenn er unsicher ist.

Für den Hund sieht das so aus:

„Mein Mensch braucht mich. Ich muss auf ihn aufpassen.“

Und genau das ist das Problem.
Wenn du zu Hause bist, kann dein Hund dich dann nicht einfach zurücklassen.
Er will gar nicht mit jemand anderem raus – weil er glaubt, du brauchst ihn.

Er kann dich also nicht „allein lassen“, weil er denkt, dass es seine Aufgabe ist, dich zu beschützen.

Unsicherheit außerhalb des Hauses

Manche Hunde fühlen sich nur zu Hause sicher. Draußen, auf unbekanntem Terrain, verlieren sie den Überblick.

Wenn du dann nicht dabei bist, fehlt ihnen die Orientierung. Sie wissen nicht, ob die andere Person Gefahren einschätzen kann, ob sie ruhig bleibt, wenn ein anderer Hund kommt, oder wie sie auf Stress reagiert.

Deshalb entscheiden sie sich – aus Hundesicht ganz logisch – lieber zu Hause zu bleiben. Da ist alles vertraut, da „passt“ die Energie, da ist Sicherheit.

Kontrollverhalten aus Bindung

Manche Hunde hängen so stark an einer Person, dass sie anfangen, diese zu kontrollieren.

Das sieht oft aus wie Liebe oder Treue, ist aber in Wirklichkeit Stress.
Der Hund hält die Nähe, nicht weil er unbedingt will – sondern weil er nicht loslassen kann.

Wenn du die Person bist, an der dein Hund hängt, dann kennt er dich in- und auswendig. Jede Bewegung, jedes Geräusch. Er weiß genau, wann du aufstehst, wann du gehst, wann du dich bewegst.

Und wenn jemand anderes die Leine in die Hand nimmt, fühlt sich das für ihn einfach falsch an.
Er denkt:

„Moment – ich kann meinen Menschen doch jetzt nicht allein lassen!“

Wie dieses Verhalten entsteht

Ich weiß, die meisten Menschen meinen es nur gut. Wir lieben unsere Hunde, wir wollen ihnen alles geben, wir reden mit ihnen, trösten sie, geben Sicherheit.
Aber das, was für uns liebevoll klingt, bedeutet für den Hund manchmal:

„Mein Mensch hat’s nicht im Griff, ich übernehme lieber.“

Hunde denken nicht wie wir. Sie orientieren sich nicht an Worten, sondern an Energie, Haltung und Verhalten.

Wenn wir also unbewusst in einer „Kind-Eltern-Beziehung“ mit unserem Hund leben, dann kippt die Balance:
Der Hund übernimmt Verantwortung – und das stresst ihn.

Woran du erkennst, dass dein Hund zu viel Verantwortung trägt

  • Er beobachtet dich ständig.
  • Er folgt dir auf Schritt und Tritt.
  • Er ist unruhig, wenn du das Haus verlässt.
  • Er will mit niemand anderem raus.
  • Er wirkt draußen oft angespannt oder überfordert.

Wenn du einige Punkte davon kennst, ist dein Hund kein „Kontrollfreak“.
Er ist einfach überfordert mit seiner Aufgabe.

Was du tun kannst, wenn dein Hund nicht mit anderen gehen will

1. Nimm deinem Hund die Verantwortung ab

Das ist das Wichtigste. Dein Hund braucht keinen „Job“ in deinem Leben – er braucht Sicherheit.
Zeig ihm, dass du die Entscheidungen triffst.

Das heißt:

  • Du bestimmst, wann es rausgeht.
  • Du gehst ruhig voran.
  • Du triffst klare Entscheidungen, ohne Hektik.

Führung hat nichts mit Härte zu tun. Sie ist ruhig, klar und liebevoll.

2. Führungswechsel langsam aufbauen

Wenn dein Hund nur mit dir spazieren geht, dann fang klein an.

Geht zu dritt: du, dein Partner und dein Hund.
Nach ein paar Minuten bleibst du stehen oder drehst langsam um.
Lass deinen Partner mit dem Hund ein Stück weiterlaufen.

Wenn dein Hund stehen bleibt, kein Drama. Kein Locken, kein Schimpfen.
Bleibt ruhig, wartet. Mit Geduld und Wiederholung wird der Hund verstehen, dass auch der andere Mensch Sicherheit bietet.

3. Bleib innerlich ruhig

Dein Hund spürt jede deiner Emotionen.
Wenn du selbst unruhig oder genervt bist, spürt er das sofort – und bleibt erst recht bei dir.

Ruhe ist ansteckend.
Wenn du gelassen bleibst, überträgt sich das auf deinen Hund.

4. Verändere deine Kommunikation

Sage weniger, tue mehr.
Geh einfach los.
Hunde reagieren auf Klarheit, nicht auf Worte.

Wenn du deinem Hund zeigst: „Ich weiß, was zu tun ist“, dann fällt bei ihm ganz viel Druck ab.

5. Lass dich unterstützen

Manchmal ist es schwierig, allein aus alten Mustern auszusteigen.
Da hilft ein Hundetrainer, der neutral von außen draufschaut und dir zeigt, wie du hündisch kommunizierst – also über Körpersprache, Energie und Struktur statt über Erklärungen.

Häufige Irrtümer

„Mein Hund ist stur.“ 
Nein, er ist überfordert.

„Er mag meinen Partner nicht.“
In 90 % der Fälle ist das kein Sympathieproblem, sondern ein Vertrauensproblem.

„Das geht von allein vorbei.“
Leider nicht. Verantwortung gibt ein Hund nicht freiwillig ab – sie muss ihm abgenommen werden.

Schritt für Schritt zu mehr Entspannung

  1. Beobachte ehrlich, wer in eurer Beziehung führt.
    Triffst du die Entscheidungen oder dein Hund?
  2. Gib deinem Hund kleine Erfolgserlebnisse.
    Lass ihn merken, dass auch andere Menschen Sicherheit geben können.
  3. Bleib konsequent, aber liebevoll.
    Keine Strafen, kein Druck – sondern klare, ruhige Grenzen.
  4. Sorge für gemeinsame Rituale.
    Wenn dein Partner öfter füttert, spielt oder einfach ruhig anwesend ist, wächst Vertrauen.
  5. Arbeite an deiner eigenen Energie.
    Je ruhiger du bist, desto sicherer fühlt sich dein Hund.

Häufig gestellte Fragen:

Warum will mein Hund nicht mit meinem Partner spazieren gehen?

Weil er sich für dich verantwortlich fühlt oder sich außerhalb des Hauses unsicher ist.

Wie kann ich meinem Hund helfen, loszulassen?

Indem du ihm zeigst, dass du die Führung übernimmst und ihn dadurch entlastest.

Soll ich ihn zwingen, mitzugehen?

Nein. Druck verschärft die Unsicherheit. Geduld und ruhige Wiederholungen helfen besser.

Wie kann mein Partner Vertrauen aufbauen?

Durch ruhige Präsenz, gemeinsames Training und kleine Erfolgsmomente – ohne zu überfordern.

Kann so ein Verhalten gesundheitliche Folgen haben?

Ja, Dauerstress belastet Körper und Psyche des Hundes.

Hilft es, wenn mein Partner öfter füttert oder mit ihm spielt?

Ja, das kann Vertrauen fördern – wichtig ist, dass es ruhig und stressfrei abläuft.

Was, wenn mein Hund bei Abwesenheit trotzdem nicht raus will?

Dann steckt das Thema tiefer – meist ist die Grundstruktur zwischen Hund und Mensch unausgeglichen.

Wie kann ich lernen, meinen Hund besser zu verstehen?

Indem du dich mit hündischer Kommunikation und Psychologie beschäftigst. Zum Beispiel in Seminaren oder Webinaren, wo genau das vermittelt wird.

Dein Hund braucht keine Kontrolle – er braucht Vertrauen

Wenn dein Hund nicht mit deinem Partner oder jemand anderem spazieren gehen möchte, dann steckt dahinter kein Ungehorsam, sondern Überforderung.
Er glaubt, er muss dich beschützen oder fühlt sich draußen unsicher.

Das Gute: Du kannst ihm helfen.
Indem du Verantwortung übernimmst, klare Führung zeigst und ihm Ruhe vermittelst.

Dein Hund darf lernen, dass er nicht auf dich aufpassen muss – sondern du auf ihn.
Und das ist der Moment, in dem aus Kontrolle wieder Vertrauen wird.

Wenn du das Thema vertiefen möchtest, lade ich dich herzlich zu meinem kostenlosen Webinar „Hunde verstehen lernen“ ein.
Dort zeige ich dir Schritt für Schritt, wie du hündische Kommunikation erkennst und in Alltagssituationen umsetzt – für mehr Vertrauen, Ruhe und Verbindung zwischen dir und deinem Hund.

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